Wie alles begann

Wie so oft im Leben, gehen wir durch unsere Heimat ohne tiefere Kenntnis unserer Geschichte und unserer näheren Umgebung. Vieles ist zur Gewohnheit geworden. Durch Fragen Orts - unkundiger oder durch Zufall bei einem Spaziergang stoßen wir dann auf Ereignisse bzw. landschaftliche Gegenden, die uns zu Fragen anregen. Wo hat der Bach seinen Ursprung, wie heißt die wild wachsende Blume am Wegrand, oder – welcher geschichtliche Hintergrund verbirgt sich hinter diesem Gebäude in meiner Stadt. So war es auch bei mir. Seit meiner Jugend bin ich an den merkwürdig aussehenden Granitsteinen in der Landschaft vorbeigekommen, ohne mir über die Bedeutung Gedanken zu machen. Erst im Jahr 2002 erweckten diese Steine meine Neugier, was es damit auf sich hat. Ein älterer Lehrer meiner Heimatstadt gab mir die ersten Impulse, als er mir erklärte, dass es sich dabei um die Grenze zwischen Sachsen und Preußen handelt. Das sollte der Auslöser werden, sich mit dieser Thematik tiefer zu beschäftigen. Aber wo anfangen? Meine ersten Stationen waren die „Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften“ in Görlitz sowie das „Staatsfilialarchiv“ in Bautzen. Hier erfuhr ich die historischen Hintergründe der Grenzziehung und die ersten Karten mit dem Verlauf der Grenze in der näheren Umgebung meiner Heimatstadt Reichenbach in der Oberlausitz.

Ein erheblicher Teil der Grenze in diesem Bereich, deckte sich mit dem Verlauf der bekannten „Königstrasse – Via- Regia“. (heute S 111) In diesem Abschnitt (Reichenbach/ OL bis Weißenberg) befinden sich die Grenzsteine von der Nr. 40 bis 56 mit Abweichungen der Nr. 44; 45; 46; 47; 51.

 

Eine erste Veröffentlichung zu diesem Thema fand ich in der Ausgabe 13/ 95 „Mitteilungsblatt des Landkreises Bautzen“ vom April 1995 unter dem Titel „Wenn Steine reden könnten“. So ergaben sich die einzelnen Komponenten zu einem Forschungsziel, dem ich in den vergangenen Jahren versucht habe, näher zu kommen. Dabei stellte sich mir ein weiterer Stolperstein in den Weg, denn die meisten Urkundlichen Dokumentationen in den Archiven sind in der Kurrentschrift (Sütterlin) verfasst.  Also schloss ich mich einer Gemeinschaft der Freunde der Sütterlinschrift an, um so die Geheimnisse der Dokumente entschlüsseln zu können.

Um tiefer in das Thema einzudringen, musste ich das Suchfeld erweitern. So  gelang es mir durch voranfragen im Geheimen Staatsarchiv – Preußischer Kulturbesitz in Berlin,  im Schlesischen Staatsarchiv in Wroclaw (Breslau), sowie im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden, Zugang zu weiteren Unterlagen zu bekommen. Darüber hinaus waren Besuche im SLUB Dresden und dem Ratsarchiv Görlitz erforderlich. Bei diesen Recherchen  setzte sich Baustein für Baustein zusammen, um letztendlich ein geschlossenes Bild über die Vorgehensweise der „Grenzziehung Sachsen – Preußen“ zu erhalten.

Auf der Suche

Der nächste Schritt war der zeitaufwendigste im Rahmen einer geplanten Dokumentation, die Suche der einzelnen Grenzsteine im Gelände.

Hier halfen mir zwar Messtischblätter 1: 25 000, aber die Natur und die Menschen haben die Landschaft doch stark verändert. Einige sind auch einfach dem sumpfigen Untergrund zum Opfer gefallen (z.B. Nr.88, oder 38 bei Schkeuditz, s. Fotos)

 

GS Nr.38 bei Schkeuditz

Grenzstein Nr. 88 bei Mönau                                                                     Grenzstein Nr. 38 bei Schkeuditz


 Sowohl die in den 60 Jahren begonnene Landwirtschaftliche Großproduktion als auch der Bergbau haben für manche Irritation gesorgt. Die größten Fehlstellen sind im Bereich der Grube Hagenwerder - Berzdorf im Süd-Osten der Oberlausitz, sowie im Bereich süd-westlich von Schkeuditz b. Leipzig anzutreffen. Im Gebiet der Grube sind das z.B. die Nr. 10, 12, 13, 14, 16, 17, 18, 19, 20.

 

Fehlsteine im Bereich Grube Berzdorf

     

 Bei der Suche stieß ich immer wieder auf kleinere Granitsteine mit einem Kreuz + auf der Stirnseite. Nach einigen Recherchen wurde mir klar, dass es sich dabei um s. g. Läufersteine handelt. Diese wurden zur Orientierung für die Vermesser zwischen den Grenzsäulen gesetzt. Sie halfen mir danach bei der Jagt nach den großen Steinen.

 Läuferstein

Läuferstein